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Autor: Christoph
Kunz
Datum: 19. Dezember 2004 |
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Jeder Star Trek Fan wird wie aus der Pistole geschossen antworten:
„Der interstellare Völkerbund! Eine Gemeinschaft aus 150 Völkern die alle Frieden und Wohlstand wollen durch Zusammenarbeit.“Wenn man aber weiter fragt – „Was ist dann die Sternenflotte?“ werden die Meinung auseinander gehen:
„Der militärische Arm der Föderation!“
„Die Forschungsinstitution der Föderation und im Notfall deren Verteidigung.“
„Sie sind Forscher – aber mindestens so militaristisch wie die Küstenwache.“All diese Ideen sind nur schwer unter einen Hut zu bringen. Heutzutage ist es schwer vorstellbar, dass sich die Konzepte einer Forschungseinrichtung mit einer militärischen Einheit unter einen Hut bringen lassen. Wenn man sich die Serien ansieht, wird man bemerken, dass die eher raumschiffbasierten Sendungen das Element des Forschens in den Vordergrund rückten. DS9 hingegen eher den Konflikt und damit das militärische Element in den Vordergrund stellte. Es erschien wohl nicht zuletzt deswegen den meisten Fans kerniger und interessanter. Grundsätzlich ist die Organisation der Flotte militärisch. Im Wesentlichen entspricht ihre Rolle der, der britischen Kriegsflotte im 16. bis 19 Jahrhundert, welche sowohl die Welt zu erforschen, als auch britische Kolonien zu schützen, zur Aufgabe hatte.
In DS9 sehen wir die Sternenflotte in einem ganz anderen Element. Hier erfüllen sie mehr die Rolle eines Wiederaufbautrupps, einer Friedenstruppe. Im Rahmen ihrer selbst auferlegten Hauptdirektive könnte man sie fast als „Blauhelme“ bezeichnen. Die heutige Organisation der UNO hat wohl viele Parallelen, sei es durch das World Food Programme (modernste Technologie und Logistik wird zu humanitären Mitteln eingesetzt) oder unzählige andere Engagements der Staatengemeinschaft. Die Föderation ist, im Gegensatz zur UNO, nicht auf ein bestimmtes Gebiet – einen Planeten- beschränkt. Über ihre militärische Struktur können wir heute wohl nur eine Idee bekommen wenn wir sie mit Staatenbünden auf unserem Planten vergleichen. Sowohl die USA als auch die EU besitzen, oder bilden, militärische Formationen zum militärischen Eingreifen in Konflikte, sowie zur Selbstverteidigung.
Was naturgemäß in der UNO wegfällt ist die Komponente des Erforschens. Würde man aber spekulieren die UNO wäre, eine Art Weltregierung – eine solche wird in Star Trek mehrmals impliziert – hätte sie wohl auch Jurisdiktion und Entscheidungsbefugnis über den Erdnahen Weltraum. Somit wäre sie auch in gewissem Maße verantwortlich für die menschliche „Eroberung“ desselben. Es wäre nicht total absurd anzunehmen sie könnte die Bemühungen der Menschheit bündeln und in eine Art Institution, die Sternenflotte, kanalisieren. Es wird mehrmals indiziert das sich die (Föderations-) Sternenflotte aus der (Ur – Erd- ) Sternenflotte entwickelt hätte. Aufgaben im Sinne der heutigen UNO anzunehmen wären also für eine fiktive Sternenflotte der Menschheit nicht total absurd.
Um, zusammenzufassend, die Fäden zu verknüpfen können wir über die Sternenflotte folgende Annahmen treffen:
Auf diese Weise bringt man die beiden Aufgaben der Sternenflotte in ein zusammenhängendes Konzept, flapsig formuliert: Sternenflottenoffiziere sind Blauhelmsoldaten mit Astronautenausbildung.Der militärische Arm der Sternenflotte entspricht im Großen und Ganzen den Aufgaben heutiger Blauhelmsoldaten – der „Wahrung des Weltfriedens durch Schutz und Überwachung“.
Gegen Angriffe von Außen schützt sich die Föderation gleichsam mit den militärischen Mitteln die ihr durch die Sternenflotte gegeben sind.Die Erforschung des Weltraums ist die zweite wichtige Aufgabe der Sternenflotte. Wir dürfen uns diese Erforschung aber wohl nicht im Rahmen einer heutigen zielgerichteten, Laborintensiven Wissenschaft vorstellen sondern viel eher im Sinne des heutigen Weltraumprogramms. Unsere Astronauten gewinnen nicht die letztgültigen Erkenntnisse aus ihren Entdeckungen, aber sie machen die Entdeckungen die zu Erkenntnissen führen können.
Nachdem wir uns über die grundsätzlichen Konzepte zur Sternenflotte klar geworden sind, beschäftigen wir uns eingehender mit Problemen die sich in den Serien aus dieser Interpretation ergeben. Die Sternenflotte war im Laufe der Serie DS9 mit einem breit angelegten Krieg konfrontiert. Die Sternenflotte war wie oben erwähnt keine wirklich militaristische Organisation. Ein großer Krieg gegen einen zahlenmäßig sehr starken Gegner warf Fragen der Logik auf. Hiezu die Fakten:Es scheint sehr unlogisch, dass ein massiver Staatenbund der scheinbar militärische Lösungen wenn möglich vermied, doch bereit war sie auszufechten, seine gesamte Verteidigung in die Hände einer Forschungsorganisation legte.
- Die Ausbildung zum Sternenflottenoffizier dauerte 4 Jahre.
- Die Verluste waren enorm.
- Es kam oft zu Bodengefechten.
- Es gab keine explizite Information über Sternenflotten – Marineinfanterie, alles was man zu hören bekam war der sehr schwammige Begriff „Bodentruppen“.
Eine sehr gute Lösung, die sich auch mit den grundsätzlichen Prinzipien von Star Trek decken würde ist die Variante der speziellen Ausbildung:
Im Technischen Handbuch zur U.S.S. Enterprise 1701 – D steht explizit das im Falle eines katastrophalen medizinischen Notfalls Hilfskräfte aus der Besatzung eingesetzt werden sollen, die etwa 40% der Crewmitglieder ausmachen. Es wäre durchaus anzunehmen, dass es eine analoge Regelung für militärische Notfälle geben könnte. Zudem sprechen die speziellen Anzüge der Sternenflottensoldaten in der DS9 Folge „Die Schlacht um Ajilon Prime“ bei dieser Variante für eine spezielle Ausbildung und Ausrüstung von „Garnisonstruppen“ auf Kolonien. Es ist durchaus möglich das solche Sternenflottenangehörige, die u. U. mit ihren Familien und Kindern auf den Planeten leben, ein zusätzliches Training erhielten um als eine Art erste Verteidigungslinie ihre Heimat verteidigen zu können.
Dies scheint eine ideale Lösung in der friedlichen Welt des 24. Jahrhunderts zu sein die uns bis zum Krieg in DS9 präsentiert wurde.
Oben genannte Lösungen stellen einen Tropfen auf den heißen Stein dar, sollte ein groß angelegter Krieg beginnen. Eine zahlenmäßige Überlegung soll dies verdeutlichen:
40% der Besatzung eines Schiffes der Galaxy Klasse sind ca. 400 Personen. Geht man davon aus das die meisten Sternenflottenschiffe weit weniger Besatzung haben und selten mehr als 3 oder 4 Schiffe einen Sektor überwachen kann man von einer maximalen Bodentruppenanzahl von etwa 1000 Personen/Sektor ausgehen. 1000 Mann Bodentruppen sind nach heutigen Maßstäben eine verschwindend geringe Anzahl ausgebildeter Soldaten. (Zum Vergleich, die Bodentruppenstärke der US Armee im Irak beträgt 160000 Mann.) Wenn man bedenkt, dass diese Streitmacht planetenweite Konflikte austragen soll erscheint ihre Zahl lächerlich. Zudem bestünde sie aus „Teilzeitsoldaten“ – Heute nennen wir sie Reservisten. Aus gutem Grund besteht eine heutige Armee zu einem großen Teil aus Berufssoldaten die sich in ständigem Gefechtstraining befinden. Die Kampfmoral und die Kompetenz einer Einheit bestehend aus Reservisten sind deutlich geringer. Bestünden die Bodentruppen der Föderation, mangels einer explizit genannten Berufskampftruppe der Sternenflotte, aus Reservistenverbänden der Sternenflotte wären sowohl ihre Verluste wie auch Kampftauglichkeit kaum ausreichend um den Krieg gegen die gentechnisch verbesserten, den Tod nicht fürchtenden, in Brutkästen massengefertigten Jem Hadar auch nur eine Woche zu überleben.
Aus der anderen Seite wäre es überhaupt fraglich ob eine waffenstarrende, stehende Berufsarmee ins Konzept einer friedlichen Welt wie in Star Trek passt. In das friedliche Konzept der Sternenflotte passt sie zumindest nicht wirklich. In der Theorie wäre es durchaus ansprechend die Armee aus speziell ausgebildeten Sternenflottenoffizieren zusammenzustellen. Eine praktische Ausführung wäre aber an oben genannte Grenzen gebunden, und somit nicht für einen echten Konflikt im Sinne eines Staatenbundweiten Krieges gerüstet. Eine Lösung für die Problematik kann nur eine Theorie über den gesamten Aufbau der Föderation anbieten:
Die Föderation ist ein Bund aus verschiedenen Völkern im interstellaren Raum. In den Serien wurde sie uns präsentiert als allumfassendes, alles kontrollierendes, Über- Institut. Unlogisch dabei schien immer die extraordinär hohe Dichte an Menschen bei der Sternenflotte. Fast 90% der Sternenflottenoffiziere schienen von der Erde zu kommen. Nach Voyager und Enterprise scheinen die meisten von ihnen sogar nordamerikanische Wurzeln zu haben. Wie ist dies möglich? Schließlich sind sie die Repräsentanten eines gewaltigen Völkerbundes.Auf der anderen Seite wiederum tauchen auch manchmal zivile Schiffe, oder Schiffe von anderen Föderationsvölkern auf (in mehreren Folgen gibt es Referenzen in Bezug auf vulkanische Forschungsschiffe). Es gibt auch, so gesehen in Star Trek 2, zivile Forschungseinrichtungen die sich explizit von der Flotte distanzieren und wohl nur logistische Mittel von ihr zugeteilt bekommen. Wie passt dies ins Bild der allumfassenden Föderation und ihres uns gezeigten allumfassenden Forschungsorgans, der Sternenflotte?
Zuerst präsentiere ich eine Hypothese auf der dann alle Folgerungen, seien sie militärischer, wissenschaftlicher oder juristischer Natur aufbauen, zudem soll sie ein Gerüst darstellen nach welchem sich die Erklärung der besonderen Organisationsstruktur richten soll:
Die Föderation selbst ist ein Staatenbund aus Völkern. Innerhalb der Föderation, möglicherweise auch nur in einem bestimmten engeren Kreis älterer Mitgliedswelten, wurden die Kompetenzen jeweiliger nationaler Organe auf die gesamte Organisation erweitert. Die Menschen haben die Kompetenz der Entdeckung und Erschließung neuer Gebiete, ebenso wie die technische Unterstützung anderer Gemeinschaftsorgane. Das von ihnen „beigesteuerte“ Organ ist die Sternenflotte.
Um dies zu verdeutlichen – die Hypothese geht von einer bestimmten zugrunde liegenden Struktur der Föderation aus. Grundsätzlich ist sie eine wirtschaftliche und rechtliche Union von Völkern. Um aber nicht komplett neue Gemeinschaftsorgane für bestimmte wichtige Anliegen und Agenden der Union schaffen zu müssen, erhoben sie bestimmte Organisationen der Mitgliedsvölker zu Gemeinschaftsinstitutionen, die von der gesamten Gemeinschaft finanziert und unterhalten werden. Solche Institutionen wären die „Sektion 31“ als Föderationsgeheimdienst getrennt vom Sternenflottengeheimdienst (der praktisch nur ein Organ der terranischen Sternenflotte wäre, nicht aber ein gemeinsames der Union), unter Umständen die vulkanische Akademie der Wissenschaften (als gemeinsames Forschungsorgan mit Befugnissen zum Entsenden von Forschungsschiffen) und eine, nicht näher genannte Föderationsarmee, die vielleicht in der Kompetenz der Tellariten oder Andorianer liegen würde.
Stellen sie sich eine EU vor – Die Polizeiausbildung und Ausrüstung würde von Deutschland übernommen werden, das Militär von den Franzosen unterhalten werden, die Briten würden die Europäischen Währungsreserven und Finanzpolitik horten usw..., Nachteile die sich im Kleinen ergeben würden, lassen so etwas unpraktikabel erscheinen. Dennoch, wenn man sich vor Augen hält, dass hier ganze Völker einen interstellaren Bund gründeten lassen sich diplomatische Probleme durch so einen Aufbau vielleicht besser vermeiden.
Die genauen Möglichkeiten der Überschneidungen, Zulassungen von Angehörigen eines Volkes zu den Einrichtungen des Anderen würden jetzt zu weit führen, doch wären hier jeweils diplomatische Übergangslösungen denkbar. (Der Gedanke zielt darauf ab, dass Vulkanier nicht sofort allen Mitgliedvölkern erlauben wollten der vulkanischen Akademie der Wissenschaften beizutreten. Ebenfalls schien der Eintritt von Nichtmenschen in die Sternenflotte bis zum 23. Jahrhundert eher die Ausnahme zu sein.)
Im Großen und Ganzen scheint eine solche Lösung alle Probleme beiseite zu räumen. Gehen wir davon aus das sich die Sternenflotte aus einer Art Weltraumagentur der UNO entwickelt hat wären ihr kaum militärische Aufgaben zugedacht, viel eher Aufgaben im Rahmen der Erforschung des Weltraums und des Wiederaufbaus im Rahmen von UN Missionen.
Sie böte das Rückrat für zahlreiche weitere Institutionen, wäre Krisenfeuerwehr und Unterstützende Kraft der Forschung, würde aber nicht selbst allumfassende Ergebnisse liefern. Diese Ergebnisse wären dann von der vulkanischen Akademie der Wissenschaften, den, vielleicht zum Teil auf Vulkan beheimateten Daystrom Institut oder dem Diplomatischen Corps der Föderation (das wohl eines der wenigen komplett neu gebildeten Gemeinschaftsorgane wäre) überlassen.
Die Frage der militärischen Kompetenz der Sternenflotte wäre dann beantwortet indem man davon ausgeht, dass große Bodeneinsätze von Truppen nicht von der Sternenflotte übernommen wären, sondern in die Kompetenz der eigenen, dafür speziell ausgebildeten, Föderationsarmee liegen würden. Jene wäre auf einem anderen Planeten als der Erde beheimatet und würde von der Sternenflotte lediglich unterstützt werden.
Eine solche Lösung würde eine Erklärung für die „Erdfixiertheit“ der Star Trek Serien liefern. Schließlich wäre die Erde als Zentrum der Sternenflotte der Knotenpunkt des Rückrats der Föderation. Doch die Sternenflotte selbst wäre nur eine von vielen wichtigen Institutionen die im Rahmen der supranationalen Föderation als Institutionen derselben tätig werden.
Abschließend möchte ich meine Ideen zur Struktur der Föderation und der Platz der Sternenflotte in jener Organisation anschaulich machen. Ich gehe neben oben genanntem Aufbau zusätzlich von einer weiteren Spekulation aus.Der uns bis jetzt präsentierte „Föderationsrat“ und ein gewählter Föderationspräsident passen nur schwer ins Bild, dass von den Serien vermittelt wird. Wir bekamen nie Wahlen zu sehen und es erscheint auch sehr zweifelhaft, dass ein Zentralorgan so direkt, über 150 Mitgliedsvölker und potenziell tausende Mitgliedswelten bestimmen kann. Es erscheint logischer die Föderation, abgesehen von ihren Institutionen, dezentral und ohne bestimmtes Zentrum anzulegen. Der in San Francisco gezeigte Föderationsrat wäre dann ein Gremium das zur direkten Kontrolle der Sternenflotte auf der Erde dient. Ähnliche Körperschaften wären bezüglich anderer Institutionen genauso denkbar. Dies würde Mitgliedswelten größtmögliche Selbstbestimmung bei bestmöglicher Koordination vermitteln und vermittle nicht den „unfairen“ Eindruck, es gäbe eine Hauptstadt und ein Zentrum der Föderation. Es erscheint zudem sinnvoll den Völkern eine Möglichkeit zur gegenseitigen demokratischen Kontrolle zu geben die zudem im Falle eines Problems einer der Unterorganisationen vor Ort und handlungsbefugt ist.
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Ausgeführt durch: Menschen Institution: Sternenflotte. |
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(Teilt sich in SFCE, Stenenflottengeheimdienst, Sternenflotteneinrichtungen Einrichtungen auf Planeten und Raumschiffe) |
Föderale Bodentruppen, Interstellarer Handel und Zoll... |
Sektion 31 |